Schlachthof in Wiesbaden und das Mahnmal Schlachthoframpe
Mein Erinnerungsort ist der Schlachthof in Wiesbaden. Heute ist der Schlachthof ein Kulturzentrum und das Areal um ihn herum mit verschiedenen Freizeitmöglichkeiten ist ein Ort voller positiver Energie, Vielfalt und Menschlichkeit. Jedoch verbirgt sich hinter diesem Ort auch eine Geschichte von Unmenschlichkeit und Gewalt.
In den 1940er Jahren wurde eine große Anzahl von Wiesbadener Juden und Jüdinnen von hier aus ins Konzentrationslager Theresienstadt und anderswohin deportiert. Sehr viele von ihnen wurden schließlich von den Nazis ermordet. Daran erinnert heute ein Denkmal, was direkt neben dem Kulturzentrum Schlachthof ist – das Mahnmal Schlachthoframpe. Der eindruckvollste Teil des Denkmals ist ein Graffiti vom Künstler Yorkar7. Das Graffiti zeigt Menschen, die in einen Zugwaggon steigen und basiert auf einem Foto von der Deportation am 1. September 1942. Alleine an diesem Tag wurden 370 Menschen aus Wiesbaden deportiert.
Jetzt fragt sich der ein oder andere, warum Leute an so einem Ort feiern und Musik hören. Ich finde die Entwicklung des Ortes und die Tatsache, dass Denkmal und Freizeitort direkt nebeneinander bestehen, sollte auch positiv betrachtet werden. Schließlich ist eines der wichtigsten Ziele des Denkmals, daran zu erinnern, dass so etwas Schreckliches nie wieder passieren soll. Durch die Menschenmassen, die sich auf dem Gelände des Schlachthofs versammeln, erreicht die Geschichte der Deportationen also sehr viele Personen. Die Geschichte wird sichtbar.
Mittlerweile treffen Menschen mit unterschiedlichen Religionen, unterschiedlicher Herkunft oder Aussehen im und um das Kulturzentrum Schlachthof herum zusammen und verbringen ihre Zeit miteinander. Statt Rassismus wird hier heute Zusammengehörigkeit, Zuneigung und Vielfalt gelebt. Das gefällt mir an diesem Ort.
Impression, Gelände beim Kulturzentrum Schlachthof
(c) Laura Mechail
Dieser Erinnerungsort wird vorgestellt
von Laura Mechail,
InitiativGruppe Wiesbaden
Das Deportationsmahnmal Schlachthoframpe mit dem Graffiti, was die Deportation von jüdischen Menschen am 1. September 1942 zeigt.
(c) Laura Mechail
Der Ort ist weit über Wiesbaden hinaus bekannt für die vielfältige Graffiti-Kultur, die hier gelebt wird.
(c) Laura Mechail
Blick aufs Gelände
(c) Laura Mechail